Enorme Vielfalt an Familienformen in Oberösterreich
Enorme Vielfalt an Familienformen in Oberösterreich
Familien vor den Vorhang – neuer SPÖ-Schwerpunkt für das Jahr 2014
Pressekonferenz
mit
Klubvorsitzender Mag.a Gertraud Jahn,
stv. Klubvorsitzenden Christian Makor
und
Familiensprecherin LAbg. Petra Müllner
Dienstag, 19. November 2013, 10:30 Uhr
Eltern-Kind-Zentrum kidsmix, Zaunmüllerstr. 4, 4020 Linz
Die Familie im Jahr 2014 hat viele Gesichter
Die scheinbar banale Frage nach der Definition von Familie ist bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so banal. Es gibt heute nahezu gleich viele Familien mit und ohne Kinder. Es gibt Familien, die auf Basis einer Ehe, einer eingetragenen Partnerschaft oder einer Lebensgemeinschaft beruhen. Es gibt Familien mit einem oder zwei Elternteilen. Und in ganz seltenen Fällen gibt es Familienhaushalte, die über die Grenzen einer Kernfamilie hinausgehen – so genannte Drei- und Mehr-Generationen-Haushalte. Generell gilt aber die Familie in ihren verschiedenen Ausprägungen immer noch als die überwiegende Lebensform – nahezu zwei Drittel der österreichischen Haushalte sind Familienhaushalte, die Einpersonenhaushalte kommen auf 36,5% – allerdings mit steigender Tendenz.
Gleichzeitig ist auch die Gesamtzahl der Familienhaushalte gestiegen – von 2.052.000 im Jahr 1985 auf 2.347.000 im Jahr 2012. Es sind jedoch vor allem Familien ohne Kinder, die zu diesem zahlenmäßigen Anstieg geführt haben. So ist der Anteil der Familienhaushalte ohne Kinder von 29,5% im Jahr 1985 auf 31,6% im Jahr 2012 gestiegen. Diese Zahlen bedeuten jedoch nicht, dass es sich um Familien handelt, die überhaupt keine Kinder haben, sondern es sind in vielen Fällen ältere Ehepaare, deren Kinder den gemeinsamen Haushalt bereits verlassen haben. Das Ansteigen dieses Familientypus ist somit auch auf die veränderte Altersstruktur zurückzuführen.
Am stärksten sind die Lebensgemeinschaften ohne Kinder angestiegen – von 45.000 im Jahr 1985 (2,2%) auf 194.000 im Jahr 2012 (8,3%). Der Anteil von Familienhaushalten (plus Lebensgemeinschaften) mit Kindern hat hingegen von 55,1% im Jahr 1985 auf 48% im Jahr 2012 abgenommen. Der Anteil der Ein-Eltern-Familien an allen Familien ist über die Jahre hinweg mit zirka 12% weitgehend konstant geblieben. Sämtliche Daten entstammen der Familien- und Haushaltsstatistik 2012 der Statistik Austria.
Lebenslagen von Familien in Oberösterreich
Oberösterreich verfügt bei insgesamt 593.700 Haushalten über 385.500 Familienhaushalte. Die größte Gruppe der oberösterreichischen Familienhaushalte sind mit 192.100 immer (noch) Paare mit Kindern. Dahinter folgen die Paare ohne Kinder mit 143.500, wobei auch hier gilt, dass die aktuelle Haushaltszugehörigkeit als Beurteilungsmaßstab gilt – es sind daher bei diesem Wert zahlreiche Paare enthalten, deren Kinder bereits aus dem gemeinsamen Haushalt ausgeschieden sind.
Bei den Ein-Eltern-Haushalten überwiegen in Oberösterreich die Mütter in Ein-Eltern-Haushalten deutlich mit 85,3% (33.100). Nur jeder siebte (14,7% bzw. 5.700) Ein-Eltern-Haushalt ist ein Vater-Kind(er)-Haushalt.
Zwei- und Mehrfamilienhaushalte gibt es zirka 11.100 (=2,9% aller Familienhaushalte).
Geht man von der Anzahl der Haushaltsmitglieder aus, dann liegt Oberösterreich mit durchschnittlich 2,35 Haushaltsmitglieder über dem Bundesdurchschnitt von 2,27, wobei in beiden Fällen die Einpersonenhaushalte mitgerechnet sind. Die Einpersonenhaushalte führen die Rangliste mit 203.000 in Oberösterreich auch an, wobei Frauen dabei mit 115.100 den Großteil ausmachen. Dann nimmt die Anzahl der Haushalte mit der Steigerung der Haushaltsmitglieder ständig ab:
Zweipersonenhaushalte 169.500
Dreipersonenhaushalte 91.900
Vierpersonenhaushalte 86.500
Fünf oder mehr 42.800
Interessant sind auch die Ergebnisse nach dem Geburtsland der Haushaltsreferenzpersonen
(=repräsentiert den jeweiligen Haushalt durch generationelle Position, Bildung,
Alter und Position am Arbeitsmarkt). Durch die Bezugnahme auf das Geburtsland wird nicht nur die aktuelle Staatsbürgerschaft abgebildet, sondern auch der Migrationshintergrund.
Geburtsland | Anzahl | Haushaltsgröße |
---|---|---|
Österreich | 516.100 | 2,31 |
EU-27(ohne Kroatien) | 30.200 | 2,12 |
Ex-Jugoslawien(ohne Slowenien) | 27.100 | 3,05 |
Türkei | 9.000 | 3,44 |
andere | 11.300 | 2,35 |
Auch bei dieser Statistik gilt, dass die Haushaltsgröße die aktuell im Haushalt wohnhaften
Personen abbildet und die bereits ausgezogenen Kinder nicht mehr erfasst sind.
Die durchschnittliche Kinderzahl ist auch in Oberösterreich je nach der Art der Familie sehr unterschiedlich:
Familientyp | Anzahl der Haushalte | Haushalte mit Kindern | Durchschnitt der Kinder |
---|---|---|---|
Paare gesamt(Ehe und Lebensgem.) | 354. 400 | 200.600 | 1,77 |
Ehepaare | 296.800 | 177.600 | 1,79 |
Lebengemeinschaften | 57.600 | 23.000 | 1,55 |
Ein-Eltern-Familien | 42.500 | 42.500 | 1,42 |
Der Kinder-Durchschnitt bezieht sich nur auf die Haushalte mit Kindern, die Haushalte ohne Kinder sind in der Durchschnittsrechnung nicht enthalten.
SPÖ will Familienthemen 2014 im Landtag offensiv einbringen
“Schon seit Bruno Kreisky ist die SPÖ die eindeutige Familienpartei. Wir setzen uns für familienfreundliche gesellschaftliche Strukturen ein. Wir helfen Familien dabei, ihr Leben selbstbestimmt zu führen. Wir setzen uns für die notwendige Aufwertung der Familienbeihilfen ein und wir kämpfen für ein Schulsystem, das Kindern und Familien hilft”, stellt SPÖ-Klubvorsitzende Mag.a Gertraud Jahn klar. Deshalb ist es ein Anachronismus, wenn der Familienbegriff heute noch als Erbpacht von konservativen Parteien gesehen wird. “Die Familie von heute ist bunt und vielfältig. Und obwohl die Familien so unterschiedlich sind, haben sie doch häufig dieselben Sorgen und Bedürfnisse”, stellt SPÖ-Familiensprecherin Petra Müllner klar.
Diese Sorgen und Bedürfnisse will der SPÖ-Landtagsklub Oberösterreich im kommenden Jahr ins Zentrum der Landtagsarbeit stellen. Als Richtschnur für die Themenaktivitäten dient der neue Familienkalender der SPÖ, der unter Zusammenarbeit mit zahlreichen familienfreundlichen Organisationen erstellt wurde. Die Themenpalette des Familienkalender reicht von Bildungsfragen über die verschiedenen Familienbilder bis hin zu Fragen von nationenübergreifenden Familien, von Ein-Eltern-Haushalten oder gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.
Familienkalender als hilfreiches Angebot an Familien
Was das Besondere an einem Familienkalender ist? Dass er Raum für Notizen für jedes einzelne Familienmitglied bietet. Deshalb ist das “Kalendarium” in Spalten unterteilt, die mit dem Namen des jeweiligen Familienmitglieds beschriftet werden können. Derartige Familienkalender (auch Familienplaner genannt) gibt es im Handel gegen entsprechende Kostenbeiträge zu kaufen. Der SPÖ-Landtagsklub gibt seinen Familienkalender hingegen kostenfrei ab (solange der Vorrat reicht) und dieser Kalender bietet neben einem attraktiven Kalendarium zum Planen auch eine Reihe von nützlichen Infos rund um das Thema Familie. Das beginnt bei Fachinputs und einigen spannenden statistischen Fakten und reicht bis hin zu Buchtipps, informativen Web-Links und familiengerechten Filmempfehlungen.
SPÖ-Familiensprecherin Petra Müllner erklärt die Idee dahinter: “Mir ist es wichtig, zu zeigen, dass sich die SPÖ ernsthaft mit den Anliegen von Familien auseinandersetzt und gezielt Hilfen erarbeitet. Dazu werden wir im Landtag den Diskurs mit allen anderen Fraktionen suchen mit dem klaren Ziel gemeinsam die Rahmenbedingungen für Familien zu verbessern. Wenn uns das ein Stück weit gelingt, dann wird das für nächstes Jahr geplante Europäische Jahr der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wirklich zu einem guten Jahr für die Familien in Oberösterreich!”
Mit dem neuerlichen Einsatz für Familien und Interessenslagen von Familien schließt der SPÖ-Landtagsklub nahtlos an die bisherigen politischen Aktivitäten an:
- Initiative für kindgerechte Ganztagsschulen auf freiwilliger Basis:
Familiensollen unterstützt werden, kostenpflichtige Nachhilfe soll nicht länger nötig sein, Kinder sollen von Hausübungen und schulischem Druck entlastet werden, gleichzeitig steht die freiwillige Wahlmöglichkeit im Vordergrund.
- Initiative für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags:
Der zeitliche Rahmen für Gemeinsamkeit in der Familie ist durch die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts immer enger geworden. Der (weitgehend) arbeitsfreie Sonntag ist so etwas wie die letzte zeitliche Bastion für gemeinsame Aktivitäten in der Familie und muss als solche erhalten bleiben.
- Wertsicherung der Familienbeihilfe:
Seit mehr als 10 Jahren ist die Familienbeihilfe nicht mehr an die Inflation angepasst worden und hat dadurch zirka ein Viertel ihres Werts eingebüßt. Der SPÖ Landtagsklub fordert im Sinne des Vorschlags von Frauenministerin Heinisch-Hosek die Zusammenführung von steuerlichen Begünstigungen und Familienbeihilfe, um dadurch eine Erhöhung der Famlienbeihilfe zu ermöglichen und eine gerechtere Verteilung zu erreichen. Die Wertsicherung soll sobald es die budgetären Rahmenbedingungen zulassen umgesetzt werden.
- Einsatz für Halbe/Halbe im Haushalt:
Gerechte Zusammenarbeit von Mann und Frau im privaten Haushalt hilft Familien, weil es das Verständnis der Familienmitglieder füreinander erhöht und so den Zusammenhalt in den Familien sichert.
- Einsatz für Ein-Eltern-Familien:
Intensiver SPÖ-Einsatz gegen die Kürzung von Wohnbeihilfen unter anderem auch durch Anrechnung von Alimentationszahlungen, weil gerade die Gruppe der Ein-Eltern-Familien besonders armutsgefährdet ist.
- Einsatz gegen Diskriminierung:
Beim jüngst beschlossenen Verwaltungsgerichtsbarkeits-Anpassungsgesetz ist es nach drei Jahren endlich gelungen, die Benachteiligung von Eingetragenen Partnerschaften bei der Pflege von Kindern im eigenen Haushalt zu beseitigen.
- Einsatz für optimale Kinderbetreuungsangebote:
Oberösterreich hat immer noch großen Nachholbedarf bei den Angeboten für die Betreuung von Unter-3- Jährigen und generelle bei familiengerechten Kinderbetreuungsangeboten, die den Vereinbarkeitsindikatoren von Beruf und Familie entsprechen (mind. 45 Stunden Öffnungszeit, Mittagessen-Angebot, maximal 5 Wochen jährlich geschlossen, an 4 Tagen mind. 9,5 Stunden geöffnet). Auch der beitragsfreie Kindergarten war eine jahrelange SPÖ-Forderung.
- Einsatz für bezahlten Papamonat:
Parallel zum Mutterschutz sollen Väter einen Rechtsanspruch auf einen bezahlten Papamonat erhalten. Dadurch soll für Familien die Umstellung auf das Leben mit Kind(ern) erleichtert werden. Außerdem sollen Väter die Möglichkeit erhalten, sich intensiver um die Babys zu kümmern und dadurch eine intensivere Beziehung zu den Kleinen aufbauen zu können. Auch für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wäre der Papamonat sehr wertvoll, weil eine familienbedingte Auszeit vom Beruf viel “normaler” würde.
“Für diese und weitere Familienanliegen werden wir im kommenden Jahr Druck machen und damit einmal mehr unter Beweis stellen, dass die SPÖ für die Familien mit ganzer Kraft einsteht. Außerdem wollen wir uns auch für Familien, die am Rand stehen und mit besonderen Herausforderungen konfrontiert sind, stark machen. Denn wir sind davon überzeugt, dass jedes Kind eine gerechte Chance erhalten muss – ganz egal in welche Familie es hinein geboren wird”, ist stv. SPÖ-Klubvorsitzender Makor überzeugt.